Erfolgreicher Empfang für Schiedsrichter und wertungsrichter


Bei der von SWR-Moderator Christian Döring (Flutlicht) moderierten Veranstaltung erklärte Landrat Clemens Körner im Auftaktinterview seine Motivation: "Im Herbst 2015 habe ich mich darüber geärgert, dass immer auf die Schiedsrichter geschimpft wird. Dabei ist mir aufgefallen, dass oftmals nur die Sportler im Rampenlicht stehen, die Schieds- und Punktrichter dagegen nur, wenn es Probleme oder Fehlentscheidungen gibt. Ohne die unabhängigen Richter über Regeln oder Punkte wäre der Sport aber nicht möglich. Deshalb ist es mir wichtig, dieser Personengruppe gesondert zu danken und sie in den Mittelpunkt zu rücken".

Als Hauptredner des Abends konnte der ehemalige Schiedsrichter der Fußball-Bundesliga und heutige leitende Koordinator für Regelauslegung und deren Umsetzung im Deutschen Fußball Bund Lutz Wagner gewonnen werden. In seinem Vortrag dankte er dem Rhein-Pfalz-Kreis für diese Veranstaltung und bezeichnete die Schiedsrichter als große Gemeinschaft. Der Schiedsrichter oder auch Punktrichter von heute ist oft nur bei Problemen gefragt, darf nicht konfliktscheu sein und muss innerhalb kürzester Zeit seine Entscheidungen treffen. Dabei gilt es, wie eine Führungskraft Entscheidungen zu treffen und sie zu vertreten. Die Anerkennung bleibt dabei oftmals aus. Grundsätzlich gilt, dass Emotionen für die Entscheidungen von Schiedsrichtern hinderlich sind und Entscheidungen sachlich getroffen werden müssen.

Den anwesenden Schiedsrichterinnen und Schiedsrichtern sowie Wertungsrichterinnen und Wertungsrichtern machte Lutz Wagner deutlich, worauf es bei einer Entscheidung ankommt und wie hilfreich die entsprechende Vorbereitung ist. Gleichzeitig betonte er, dass zentral ist, eine einheitliche Linie bei Entscheidungen einzuhalten. Fehlentscheidungen lassen sich nicht vermeiden. Während jungen Entscheidern manchmal die Erfahrung fehlt, verleiten wiederholende Schemata den erfahrenenen Entscheider dazu, seine Entscheidung zu schnell und ohne Einbeziehung aller Fakten zu treffen. Um allen Anwesenden einen Eindruck von der Schwierigkeit zu vermitteln, die richtige Entscheidung zu treffen, zeigte Lutz Wagner Videosequenzen, anhand derer das Publikum eine Entscheidung treffen und dies mit einer gelben oder roten Karte anzeigen konnte. Letztlich stellte Lutz Wagner fest, dass man durch die Tätigkeit als Schiedsrichter fürs Leben lernen kann. Am Ende seines kurzweiligen und unterhaltsamen Vortrages stand die Botschaft, dass sowohl Sportler als auch Schiedsrichter und Wertungsrichter sich mit ehrlichem Respekt gegenüberstehen und dabei den Anderen anerkennen sollen.

In einer anschließenden Podiumsdiskussion tauschten sich Lutz Wagner, Handballschiedsrichter Dominik Schek von der HSG Eckbachtal, Oberschiedsrichterin Gaby Betz-Baumann vom TC Dudenhofen e.V. für den Tennissport, Wertungsrichterin im Kunstradfahren Katja Elmer vom RCV Böhl-Iggelheim e. V. und deren Tochter und Vizeweltmeisterin im Kunstradfahren Lena Bringsken als Vertreterin der Sportler unter der Moderation von Christian Döring zu Gemeinsamkeiten und Unterschieden in den Anforderungen an Schieds- und Wertungsrichter aus. Am Beginn der Schiedsrichterei stand entweder das fehlende Talent in der eigenen Sportart oder der Ärger über getroffene Schiedsrichterentscheidungen und die damit verbundene Erkenntnis, es selbst besser machen zu wollen. Gleichermaßen als Problem gerade für junge Schiedsrichter wurden Eltern erkannt, die ihre Kinder über Gebühr anfeuern und entsprechend mit dem Schiedsrichter ins Gericht gehen. Unisono stellte man deshalb fest, dass viele meckern, die Aufgabe aber selbst nicht übernehmen wollen. Lena Bringsken gab zu, dass sie als Sportlerin manche Entscheidung vielleicht nicht verstehen könne, aufgrund der Anforderungen aber höchsten Respekt vor dem Amt des Wertungsrichters habe. Auf dem Bild sind die Teilnehmer der Podiumsdiskussion zu sehen: Lutz Wagner, Gaby Betz-Baumann, Moderator Christian Döring, Katja Elmer, Landrat Clemens Körner, Lena Bringsken und Dominik Schek (v.l.n.r.) zu sehen.

Zum Ende der interessanten Diskussion standen technische Hilfsmittel im Fokus. Während im Spitzentennis alle technischen Hilfsmittel, insbesondere das Hawk-Eye, zum Einsatz kommen, ist der Einsatz technischer Hilfen im Handball aufgrund der Schnelligkeit des Spiels sehr schwierig. Im Kunstradfahren lehnt auch die Sportlerin Lena Bringsken technische Hilfsmittel ab. Lutz Wagner sagte, dass technische Hilfsmittel im Fußball stark in der Diskussion stehen, die Entwicklung sich im Spitzenfußball aber nicht aufhalten ließe. Deshalb müssen sie auf ihren wirklichen Nutzen begrenzt werden. Die Torlinientechnik sei deshalb sinnvoll.

Landrat Clemens Körner dankte am Ende der Veranstaltung allen Mitwirkenden für den kurzweiligen und lebendigen Abend. Bei einem Imbiss bestand Gelegenheit, das ein oder andere tiefergehende Fachgespräch zu führen. Musikalisch wurde der Abend von Maradei Gonzalez (Percussion), er ist Lehrer an der Musikschule des Rhein-Pfalz-Kreises, und Laszlo Szitko (Piano) begleitet.