Anlässlich des Internationalen Gedenktages gegen Gewalt an Frauen und Mädchen am 25. November und den daran anschließenden „Orange Days“ lud das Heinrich Pesch Haus in Kooperation mit dem Soroptimist International Club Ludwigshafen und den Gleichstellungsstellen des Rhein-Pfalz-Kreises und der Stadt Ludwigshafen am Rhein zu dieser Veranstaltung ein. Rund 100 Personen nahmen teil und nutzten die Gelegenheit, sich umfassend über Warnsignale ungesunder Beziehungsmuster sowie Handlungsmöglichkeiten für Betroffene und ihr Umfeld zu informieren.
Im Mittelpunkt stand der Fachvortrag von Dr. Ute Inselmann, Fachärztin für psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Psychoanalyse, der anschaulich erläuterte, wie toxische Dynamiken entstehen, welche psychologischen Mechanismen dahinterstehen und wie Betroffene Wege aus belastenden Situationen finden können. Dr. Inselmann betonte dabei die Bedeutung frühzeitiger Aufklärung und Erkennung der Strukturen der beteiligten Partner in der Beziehung. „Im Prozess der Eigenermächtigung ist es ein wichtiger Schritt, gesunde Grenzen zu erkennen und zu schützen, um langfristig psychisch stabil und damit gesund zu bleiben“, hob Dr. Inselmann hervor.
Im Anschluss an den Vortrag folgte eine lebhafte Podiumsdiskussion mit Cornelia Bauditz vom Frauenhaus Ludwigshafen, Dipl.-Sozialpädagogin und Systemische Therapeutin/Familientherapeutin, Sogol Kordi, Betroffene und Gründerin von MyProtectify, Hamburg und Jana Mohr, Opferschutzbeauftragte im Polizeipräsidium Rheinpfalz in Ludwigshafen, Zentrale Prävention, die ihre persönlichen Erfahrungen einbrachten. Das Podium, moderiert von Ulrike Gentner, Direktorin Bildung im HPH, beleuchtete das Thema aus unterschiedlichen Perspektiven und zeigte konkrete Unterstützungs- und Schutzmöglichkeiten auf.
Die Vertreterin des Frauenhauses hob hervor, dass oft gesellschaftliche Strukturen die Abhängigkeit und somit ungesunde Beziehungen fördern. „Viele Betroffene zögern lange, bevor sie Hilfe suchen. Unser Ziel ist es, zu zeigen, dass niemand alleine ist – Unterstützung ist über die Beratungsangebote jederzeit möglich.“ Auch die Polizei betonte die Bedeutung frühzeitiger Intervention: „Wenn Menschen in Beziehungen unter Druck geraten oder psychische Gewalt erleben, ist es wichtig, dass sie wissen, dass die Polizei ansprechbar ist und Schutz bieten kann.“ Die Opferschutzbeauftragte im Polizeipräsidium Rheinpfalz in Ludwigshafen erläuterte weiterhin, dass kein Strafverfolgungszwang bestehe, da sie als Sozialpädagogin der Schweigepflicht unterliege und eng mit den Beratungsstellen zusammenarbeite. Besonders eindrucksvoll waren die Worte der Betroffenen auf dem Podium, die offen über ihren Weg aus der belastenden Beziehung sprach. Sogol Kordi teilte mit: „Das Wichtigste war für mich zu verstehen, dass Gewalt nicht nur körperlich ist und dass ich nicht schuld bin. Beratungsangebote haben mir persönlich leider nicht weitergeholfen. Daher habe ich Hilfe in digitalen Lösungen gesucht und die App MyProtectivfy gegründet, die Betroffenen durch einen KI-Chat hilft und unterstützt.“
Die Offenheit und Expertise der Diskutierenden trugen maßgeblich zur hohen Qualität des Austauschs bei. Das Publikum beteiligte sich rege mit Fragen und Beiträgen und machte deutlich, wie groß der Informations- und Gesprächsbedarf rund um psychische Gewalt, Manipulation und ungesunde Beziehungsmuster ist. Die Beteiligten waren sich großteils einig, dass Frauen zu wenig durch Gesetze geschützt werden, da die Strafgesetze an ihre Grenzen kommen. Es wurden mehr Konsequenzen gegen die Täter gefordert bzw. beispielsweise Hilfs- und Bildungsangebote.
ie Die Veranstaltung wurde von den Teilnehmenden ausdrücklich als gelungen und wertvoll bewertet. Die Kooperationspartnerinnen, bestehend aus Ulrike Gentner vom Heinrich Pesch Haus, Gabi Mirgeler von Soroptimist International, Club Ludwigshafen, der Gleichstellungsbeauftragten des Rhein-Pfalz-Kreises, Kornelia Tildmann, und der Stadt Ludwigshafen, Tamara Niemes, bedankten sich bei allen Mitwirkenden und beim Publikum und kündigten an, das Thema auch künftig nicht aus den Augen zu verlieren.
Im Anschluss der Veranstaltung konnten sich die Teilnehmenden bei den einzelnen Ständen der Beratungs- und Hilfeeinrichtungen informieren, entsprechendes Informationsmaterial mitnehmen und sich austauschen wie vernetzen.


Die Kooperationspartnerinnen der gelungenen Veranstaltung (v.r.n.l.: Kornelia Tildmann (GB RPK), Gabi Mirgeler (Soroptimisten International Club Ludwigshafen), Ulrike Gentner (Stellvertretende Direktorin HPH) und Tamara Niemes (GB Stadt LU)

