Wie helfe ich dem Igel durch den Winter?


Gefahren für den Igel

Die größten Gefahren drohen dem Igel nicht durch seine natürlichen Feinde wie Uhu, Dachs oder Fuchs, sondern in erster Linie durch den Menschen. Sterile Gärten, lebensfeindliche Schotterwüsten, der Verlust von Insekten als Nahrungsgrundlage, die Zerschneidung von Lebensräumen durch Straßen und Bebauung, der Einsatz von Pestiziden und Giftstoffen sowie der Einsatz von Mährobotern und Laubsaugern gefährden die Tiere massiv. Hinzu kommen der Straßenverkehr sowie offene Kellerschächte, ungesicherte Teiche und undurchlässige Zäune, die häufig zur tödlichen Falle werden. 

Der Igel im Herbst

Im Herbst beginnt für den Igel die entscheidende Vorbereitungsphase auf den Winterschlaf. Männchen ziehen sich meist Ende September oder im Oktober zurück, während Weibchen aufgrund der Versorgung ihrer Jungtiere länger aktiv bleiben. Entscheidend ist der Aufbau von viszeralem Fett, das den Stoffwechsel während der Wintermonate reguliert, deshalb muss der Igel im Herbst große Fettreserven anlegen. Als Nester dienen Laubhaufen, Hecken und Totholz. Vor allem Jungtiere benötigen in dieser Zeit Unterstützung durch Zufütterung. Geeignet ist protein- und fettreiche Nahrung, wie beispielsweise getrocknete Insekten, ungewürztes Rührei, gekochtes Hühnchen oder hochwertiges Katzenfutter (ohne Getreide, Gelee, Soße, Obst oder Gemüse) mit einem Fleischanteil von mindestens 60 Prozent. Milch ist übrigens tabu, da sie bei Igeln zu lebensgefährlichen Durchfällen führt. 

Der Igel im Winter

Der Winterschlaf dauert je nach Witterung drei bis fünf Monate. Der Herzschlag sinkt von etwa 200 auf nur noch acht Schläge pro Minute, die Atmung verlangsamt sich und die Körpertemperatur reduziert sich stark und passt sich der Umgebung an. Der Energieverbrauch erfolgt ausschließlich über die zuvor angelegten Fettreserven. Das Einschlafen und Erwachen dauert jeweils mehrere Stunden und kostet viel Kraft. Jede Störung kann in dieser Phase lebensgefährlich sein, weshalb Gartenarbeiten oder der Einsatz von Laubbläsern ab dem Frühherbst bis ins späte Frühjahr unbedingt vermieden werden sollten. 

Wann braucht ein Igel im Herbst oder Winter Hilfe?

Ein Igel benötigt menschliche Hilfe, wenn er krank, verletzt oder untergewichtig ist. Als Richtwerte gelten: Ende September sollte ein Jungigel mindestens 250 Gramm wiegen, Mitte Oktober 400 Gramm, Ende Oktober 500 Gramm und ab Mitte November 600 Gramm. Tiere, die deutlich darunter liegen, sind ohne Unterstützung nicht überlebensfähig. Auch tagaktive Igel oder verwaiste Jungtiere unter 250 Gramm sollten unbedingt in fachkundige Hände gegeben werden, am besten in eine Igelstation oder zu einem Tierarzt. 

Überwinterungshilfe

Manche Igel werden erst sehr spät im Herbst gefunden oder sind bereits so geschwächt oder untergewichtig, dass sie den Winter in freier Natur nicht überstehen würden. In solchen Fällen kann ein gesicherter Winterschlaf in menschlicher Obhut lebensrettend sein. Am besten geeignet dafür ist eine Igelstation, wo es ausreichend Erfahrungen dazu gibt. 

Tipps für die igelfreundliche Gartengestaltung

Heimische, vielfältige Bepflanzung sowie Laub und Grünschnitt sollten dem Igel im Herbst angeboten werden. Auch die Anlage von Komposthaufen und geschützten Unterschlüpfen schaffen wertvolle Lebensräume für die kritischen Herbst- und Wintermonate. Gartenzäune sollten durchlässig sein, damit Igel ihre Reviere frei durchwandern können. Offene Schächte und Teiche lassen sich mit Ausstiegshilfen sichern, und flache Wasserschalen tragen auch ganzjährig zusätzlich zur Versorgung der Tiere bei. 

Engagement vor Ort: Igelfreunde Rhein-Pfalz

Ein wichtiger regionaler Ansprechpartner zum Thema Igelschutz sind die Igelfreunde Rhein-Pfalz. Mit großem ehrenamtlichem Engagement kümmern sie sich um verletzte, geschwächte oder verwaiste Igel, klären über die Bedürfnisse der Tiere auf und unterstützen Bürgerinnen und Bürger bei der Gestaltung igelfreundlicher Gärten. Durch Informationsveranstaltungen, Schulprojekte und die enge Zusammenarbeit mit Tierärztinnen und Tierärzten leisten sie einen unverzichtbaren Beitrag zum Artenschutz. 

Einen guten ersten Einblick in die tägliche Arbeit der Igelfreunde Rhein-Pfalz bietet beispielsweise eine Führung vor Ort durch die Igelstation in Bobenheim-Roxheim. Interessierte können sich jederzeit zur Terminvereinbarung per E-Mail an info@igelfreunde-rp.de wenden. Weitere Informationen zum Thema Igelschutz gibt es außerdem auf der Website der Igelfreunde Rhein-Pfalz oder auf ihrer Facebook-Seite.